Wie Magura IBS und CaGo das Lastenrad noch sicherer machen

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Das innovative Bremssystem macht unsere Ca Go-Bikes noch sicherer. Wie es funktioniert und warum wir darauf setzen.

Das Ca Go FS200 Life von der Seite. Die Transportbox ist mit dem Magura IBS Loge versehen.

Die Bremsen am Fahrrad sind ein Kernelement der Fahrsicherheit und haben sich in den vergangenen Jahren sehr positiv weiterentwickelt. Hydraulische Scheibenbremsen haben vom Mountainbike-Sport den Weg an nahezu alle Fahrradtypen gefunden und sich entsprechend ihres Einsatzzwecks an die technischen Notwendigkeiten angepasst. An Cargobikes sind diese Adaptionen noch in vollem Gange und beschränken sich lange nicht nur auf noch größere und kräftigere Bremssysteme, respektive Bremsscheiben.

Mehr Last – mehr Verantwortung

Im Gegensatz zu einem sportlichen Rennrad, das mit Fahrer auf ein Systemgewicht von etwa 65 bis 100 Kilogramm kommt, wiegen Lastenpedelecs, besetzt mit Pilot, zwei Kindern und Gepäck, Volle Ladung Leben, teils über 200 Kilo. Das ergibt gerade mit den Geschwindigkeiten eines E-Bikes eine enorme kinetische Energie, die es beim Bremsen abzubauen gilt. Größer dimensionierte Bremsscheiben und Bremssättel mit jeweils mehr als einem Bremskolben helfen zwar, stärker zu verzögern, daraus ergeben sich fahrdynamisch aber wieder neue Schwierigkeiten, mit denen der Fahrer zurechtkommen muss. Die Reifen sind im Gegensatz zu den Bremsen nämlich nicht proportional mitgewachsen, damit auch nicht die Kontaktfläche zum Boden. Die muss die Kräfte einer Bremsung aber auf die Straße übertragen, es besteht sonst die Gefahr einer Überbremsung mit blockierenden Rädern, was am Hinterrad schnell und am Vorderrad fast immer zum Sturz führen würde.

Atypische Lastverteilung am Cargobike

Neben der reinen Masse ist auch die Verteilung des Gesamtgewichts bei einem Lastenfahrrad kaum mit der beim klassischen Fahrrad zu vergleichen. Gerade bei den Long John-Modellen mit langem Radstand und Laderaum zwischen Fahrer und Vorderrad verschiebt die sich je nach Ladezustand enorm. Unbeladen liegt der Großteil des Systemgewichts auf dem Hinterrad, das vordere hat unüblich wenig Anpressdruck und könnte dadurch eher blockieren. Mit viel Zuladung gleicht sich das zwar aus, der lange Radstand bewirkt aber ganz im Gegensatz zum Standardfahrrad, dass sich bei einer harten Bremsung der Schwerpunkt nicht deutlich nach vorne verschiebt. Man könnte sagen: Die Fahrphysik bei einem Lastenfahrrad und ganz besonders bei der Variante Long John unterscheidet sich erheblich von der anderer Bikes, ganz besonders das Bremsverhalten betreffend. Was beiden gleich ist, sind ein paar Grundsätze und Mythen, die zu dem Thema im Umlauf sind:

Eine Frau fährt mit dem Ca Go FS200 Life an einem Gebäude vorbei. Die Transportbox ist mit dem Magura IBS Logo versehen.
Die Fahrphysik bei einem Lastenfahrrad unterscheidet sich erheblich von der anderer Bikes.
  • Beim Bremsen verschiebt sich der Schwerpunkt und damit die Lastverteilung immer Richtung Vorderrad. Das ist korrekt, um welchen Faktor, das bestimmt die Fahrradgeometrie und die Art und Weise der Beladung. Kurzer Radstand und Zuladung weit überm Boden begünstigen das.
  • Das Vorderrad leistet bei einer idealen Vollbremsung den Großteil der Bremsleistung! Das ist bedingt korrekt, die Verteilung kann sich bis auf ein Verhältnis von neunzig zu zehn Prozent verschieben, bei der langgezogenen Form und dem tiefen Schwerpunkt eines Long John bleibt die maximale Bremsleistung aber ausgewogen bis hecklastig.
  • Bremst man nur mit dem Vorderrad und nicht dem hinteren, überschlägt man sich eher. Das ist ein Mythos! Fehlt die Bremskraft des Hinterrades und man überbremst deshalb vorne, kann das zum Unfall führen, aber das liegt einzig und allein an zu viel Verzögerung am Vorderrad, ob und wie stark man am Heck bremst, ist dafür völlig unerheblich.
  • Korrekt ist, dass die Sturzgefahr beim blockierenden Vorderrad deutlich größer ist als beim stillstehenden Hinterrad, hier kann man das Bike durch schnelles Öffnen der Bremse oft wieder abfangen, oder das Schlingern des Hinterrades ausbalancieren.
  • In der Kurve darf man nicht bremsen. Auch das ist nur bedingt richtig. Erfahrene Radfahrer haben ausreichend Gefühl dafür, wie stark man in Schräglage verzögern darf. Grundsätzlich bedeuten blockierende Räder in Kurven aber fast automatisch einen Sturz, zum anderen bewirken die Bremskräfte und die resultierende Schwerpunktverschiebung eine Änderung der Fahrlinie, siehe unten.

ABS und IBS – mehr Sicherheit

Bei der Verbesserung von Bremssystemen spielt also nicht nur die reine Bremsleistung eine Rolle, sondern auch die Verteilung, Dosierung und das Timing, wann welches Rad gebremst wird. Genau da setzen die beiden derzeit führenden Bremsassistenten ABS und IBS an. Das Antiblockiersystem ABS kennt man schon Jahrzehnte lang aus dem Kraftfahrzeugbau. Nach diversen Versuchen verschiedener Hersteller mit mechanischen Bremskraftbegrenzern brachte Pedelec-Antrieb-Pionier Bosch ein sehr PKW ähnliches System mit elektrischen Sensoren zur Messung der Drehgeschwindigkeiten der Räder heraus, aktuell wird dessen zweite Generation in neue Pedelecs verbaut. Die Bindung ans E-Bike liegt an der größten Schwäche des insgesamt sehr hilfreichen Systems: Es benötigt grundsätzlich Strom, der in Bio-Bikes nicht so einfach und zuverlässig zur Verfügung steht. Die Funktionsweise: Nimmt die Rotationsgeschwindigkeit eines Laufrades unüblich schnell und im direkten Vergleich zum anderen Rad deutliche rapider ab, befürchtet das ABS eine bevorstehende Blockierung und löst den Bremsdruck wieder etwas. Tests des ADAC ergaben, dass das Bosch-System zwar effiziente Bremsungen auf allen Untergründen ergab, die Bremswirkung aber auch in zweiter Generation mit minimaler Verzögerung einsetzt, was dem Fahrer trotz der guten Gesamtbremsleistung ein Gefühl von Unsicherheit vermitteln könnte.

Zwei Räder mit einer Bremse

Das IBS, oder Integral Breaking System von Radbremsenexperte Magura soll ebenfalls die Sicherheit beim Bremsen erhöhen, geht aber einen rein mechanischen Weg. Statt die Bremskraft zu beschneiden, verteilt IBS sie korrekt auf beide Laufräder und koordiniert diese Verteilung zeitlich. Das Magura IBS wurde in Abstimmung mit Ca Go entwickelt und als erstes an den Ca Go FS-Modellen in den Handel eingeführt. Sein Herzstück ist eine Verteilerbox von der Größe einer TV-Fernbedienung, die die Hydraulikleitungen von den beiden Bremsgriffen und den beiden Bremssätteln am Vorder- und Hinterrad zusammenführt. In dieser Box wird der hydraulische Druck des rechten Bremsgriffs nun an beide Räder aufgesplittet, es wird also immer mit beiden Bremsen verzögert. Die homogene Aufteilung der Bremskraft ist optimal abgestimmt auf die Anforderungen von Lastenpedelecs wie dem Ca Go FS Life, siehe oben. Der zweite Bremsgriff wäre demnach obsolet. Da das Gesetz aber aus Sicherheitsgründen zwei unabhängig voneinander wirkende Bremsen vorschreibt, blieb er erhalten. Das konsequente Benutzen beider Bremsen hat einige Vorteile:

  • stets optimale Bremsleistung bei Notbremsungen auch für ungeübte Fahrer
  • dadurch bis zu 40 Prozent kürzerer Bremsweg
  • gleichmäßiger Verschleiß beider Bremsen, verlängert Wartungsintervalle und senkt Kosten
  • keine Umgewöhnung bei regelmäßigem Fahrradtausch: Welcher Bremshebel bremst welches Rad?
Nahaufnahme vom Lenker des Ca Go FS200 Life mit Magura IBS.

Stabilisierung der Bremsung bei Magura IBS

Neben dem Verhindern von ungleichmäßigen Bremsungen und falschem Einsatz von Vorder- und Hinterradbremse hat das IBS noch ein Extra zur Verhinderung von Unfällen verbaut. Genau wie bei LKW werden nicht alle Bremsen gleichzeitig angesprochen, obwohl es nur einen Bremsbefehl gab. Bei Anhängerzügen wird der Trailer immer kurz vor dem Zugfahrzeug gebremst, das streckt das Gefährt in die Länge und das Gespann wird in gerader Linie abgebremst. Vergleichbar funktioniert das beim Magura IBS.

Perfektes Timing für perfekte Bremsleistung

Beim Magura IBS-System erhält das Hinterrad den Bremsdruck ebenfalls einen Hauch früher als das vordere. Bremsungen am Hinterrad führen zu einer Aufrichtbewegung des Bikes, außerdem verringert es etwaige Lenkeinschläge, ähnlich wie bei LKW, wo das Einknicken zwischen Zugfahrzeug und Anhänger unterbunden wird. Beim Lastenfahrrad kann mit IBS-System das Vorderrad lange nicht so leicht durch die Staukräfte des von hinten heftig schiebenden Bikes einknicken beziehungsweise umschlagen. Der Eingriff vom IBS ins Timing führt also gerade bei Bremsungen in Schräglage zu höherer Stabilität. Wie oben erwähnt führen harte Bremsungen in Kurven schneller zu Stürzen. Je weiter das Vorderrad eingeschlagen und je schräger die Seitenneigung ist, desto eher. Das IBS ist also umso effektiver, je schneller das Rad, enger die Kurve und ungeübter der Fahrer ist.

 

„Das Magura Integral Braking System (IBS) ist eine herausragende Innovation, die vor allem weniger erfahrenen Fahrern hilft. Durch die Kombination von Vorder- und Hinterradbremse verkürzt es den Bremsweg um etwa vierzig Prozent. Dieses System sorgt für ein sanftes Abbremsen und Stabilisieren des Fahrrads und erhöht die Sicherheit, insbesondere in Gefahrensituationen." 

Jurystatement Eurobike-Award

Kongeniales Paar: Magura IBS und Cargobikes

Laut Bremsenspezialist Magura scheuen viele Radfahrer den Einsatz der Vorderradbremse im Alltag. Gerade bei den Long John-Modellen ist diese Vorsicht nachvollziehbar, das Vorderrad ist recht weit entfernt und wird indirekt gesteuert, statt es wie beim klassischen Fahrrad sehr unmittelbar und fast wörtlich „in der Hand zu haben“. Auf dem Lastenrad fühlt man also weniger, was mit dem Vorderrad passiert. Aus Gründen der Sicherheit ist es aber zwingend notwendig, stets beide Räder zu bremsen, ganz besonders bei schnellen Reaktionen und Gefahren. Deshalb ist eine Hilfe wie das IBS umso sinnvoller für Biker ohne oder mit wenig Erfahrungen. Die bereits aus dem Motorradbau bewährte Technik verkürzt messbar den Bremsweg, stabilisiert das Bike beim Bremsen und macht die Koordination der Bremskraft zweier Hände unnötig, weil nur ein Hebel bedient werden muss.

Die Magura IBS Bremsanlage eingebaut in das Ca Go FS200 Life.
Gerade bei Lastenrädern ist Magura IBS sinnvoll.

Autarkes, stromunabhängiges IBS-System

Außerdem kommt das IBS im Gegensatz zu ABS ohne Stromversorgung aus und hat weniger zu verbauende Komponenten. Da die Ca Go FS-Modelle bei Entwicklung und Testphase im Hause Magura so etwas wie Teileträger waren, wurde für dieses sinnvolle Bremsenupgrade bereits eine günstige Montageposition freigelassen.

 

„Schon seit der Präsentation der ersten IBS-Studie 2023 befanden wir uns mit Ca Go in engem Austausch, um die finale Konfiguration des Systems zu realisieren. Ca Go setzt seit Jahren innovative Standards für die Sicherheit und das Fahrverhalten von Lastenrädern, sodass sich die Marke als optimaler Partner darstellte. Zusammen mit der Expertise des Ca Go Teams gelang es uns, die Bremskraftverteilung optimal auszulegen und erfolgreich zu erproben.“ 

Timo Müller, Leiter R&D / Produktmanagement Magura

 

Ca Go ist stolz, als erster Hersteller das Magura IBS an einem seiner Serienräder verbauen zu können. Es kann bei allen Modellen der FS-Reihe als Option gleich ab Werk hinzugebucht werden, eine Nachrüstung sei laut Magura nicht möglich. Bei der Integration ins Neurad sind kaum mehr Teile verbaut als ohne IBS, nur die gut in den Rahmen der FS-Modelle eingebettete Box und etwas mehr Hydraulikleitung. Das Sicherheits-Add on ist eine lohnende Zusatzoption zu den vielen weiteren Sicherheits-Details, die in der Ca Go-DNA verankert sind und absolut sinnvoll. Der Bremsassistent ist im Gegensatz zum ABS, das nur in Extremsituationen eingreift, quasi an jeder Bremsung beteiligt und optimiert den Bremsvorgang. Außerdem braucht ein elektronikfreies System keinerlei Extrawartung, im Gegenteil, der Verschleiß der Bremsen wird ebenfalls optimiert. Das ABS ist also eher ein Notsystem, während IBS einen Alltags-sorglos-Bremsassistenten darstellt.

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